Stadtteilgespräch Verkehrswende auf der Limmerstraße

  • Veröffentlicht am: 19. März 2020 - 21:34

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Die Grünen-Sprecher*innen Bela Mittelstädt und Greta Garlichs
Grünes Stadtteilgespräch zur Limmerstraße

Am 2. März fand im Freizeitheim Linden unsere Veranstaltung „Verkehrswende auf der Limmerstraße“ statt. Dort stellten wir unsere Forderungen nach dem Bau der Hochbahnsteige für die Verkehrsführung entlang der Limmerstraße vor. Unsere Forderungen können sie hier nachlesen. Wir haben einen kurzen Bericht von der Veranstaltung verfasst:

An erster Stelle möchten wir uns für die zahlreichen Teilnehmer*innen bedanken, die sowohl als Anwohner*innen, Kommunalpolitiker*innen, Pressevertreter*innen als auch anderweitig Interessierte anwesend waren. Durch die verschiedenen Gedanken zu dem Thema und das vielfältige Wissen haben wir viele neue Anregungen aufnehmen können. Ebenso bedanken möchten wir uns für den Zuspruch, die Situation auf der Limmerstraße aktiv anzugehen und Forderungen sowie Möglichkeiten anzubringen. Dieser lebendige Dialog im Stadtteil zeigt, wie wichtig das Thema ist, aber auch, dass uns solche Gespräche auf kommunaler Ebene zwischen den verschiedenen Gruppen sehr voranbringen können. Dieses Format werden wir deshalb auch in Zukunft zu anderen Themen fortführen.

Die Debatte um den Umbau der Limmerstraße zieht sich nun bereits seit vielen Jahren, demnach ist mehr als deutlich, dass eine Umsetzung zügig erfolgen muss, vor allem im Sinne der Menschen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind.

Die Verkehrsplanung um die Limmerstraße muss ganzheitlich gedacht werden. Die kommenden Veränderungen an der Limmerstraße durch den Neubau der Hochbahnsteige dürfen kein Flickenteppich bleiben. Es braucht vielmehr durchdachte, stadtteilübergreifende Planung, die die Verkehrswende praktisch in Linden-Nord umsetzt.

Durch Autofreiheit an Lebensqualität gewinnen

Ein großer Themenbereich an diesem Abend war die Frage, inwiefern die Autofreiheit gewünscht ist oder realisiert werden kann. Einige Teilnehmende stellen sich die Frage, ob eine vollständige Autofreiheit das Ziel sein sollte, und ob dies förderlich für die Anwohner*innen sei. Dies ist ein berechtigter Punkt, da viele Menschen um die Limmerstraße ihre Autos parken müssen und dieses regelmäßig benutzen. Andere Stimmen argumentieren, dass der Status Quo kein Dauerzustand sein darf. Es gebe mehr Autositze als Anwohner*innen in Linden und der enorme Platzverbrauch durch parkende Autos nehme Lebensraum im Stadtteil.

Mit jedem Auto weniger entlang der Limmerstraße werde Platz frei für Mensch und Natur. Einige Menschen sind dennoch auf ihre Autos angewiesen, ebenso werden keine Autos „über Nacht verschwinden“. Darum bedarf es eines Parkraumkonzeptes wie gesammelte Parkhäuser mit sogenannter Park + Ride Anbindung an die Stadtbahn sowie anderer Gestaltungsideen, um attraktive Gegenangebote zu schaffen. Langfristig solle aber die Anzahl an privaten Autos im Stadtteil reduziert und im Gegenzug das Angebot an anderen Verkehrsmitteln ausgebaut und verbessert werden. Zu diesem Ziel herrschte weitgehend Einigkeit unter den Anwesenden.

Mobilität für Alle

Zudem wurde deutlich, dass Mobilität für Alle gedacht werden muss. Sowohl Barrierefreiheit als auch Sicherheit für unerfahrene/unsichere Verkehrsteilnehmer*innen sind bislang nicht ausreichend berücksichtigt. In einem visionären Angebot zur Umgestaltung der Limmerstraße sollte es möglich sein, Kinder mit wenig Erfahrung auf dem Fahrrad ohne enorme Sicherheitsbedenken die Limmerstraße nutzen zu lassen. Einige Gesprächsteilnehmer*innen merkten an, dass sie deutlich weniger Fahrrad fahren, da sie die aktuelle Verkehrslage auf der Limmerstraße als gefährlich oder stressig empfinden. Unfallrisiken im Sinne der „Vision Zero“ sollten weitestgehend eliminiert werden bei der Umgestaltung der Limmerstraße. Viel Zustimmung fand die Befreiung des westlichen Limmerstraßenabschnitts (ab Kötnerholzweg) vom Autoverkehr (MIV). Kontroverser diskutiert wurde die Frage, ob es bei einer verkehrsberuhigten Straße weiterhin der „protected bike lanes“ bedürfe. Einige Teilnehmer*innen begrüßten zudem die Einführung durchdachter Fahrradwegeführung durch den Stadtteil. Unser Grüner Vorschlag ist die Einrichtung von parallelen Fahrradstraßen auf der Pavillon- und der Ahlemer Straße, um Konflikte zwischen Radfahrenden und Fußgänger*innen zu entschärfen.

Weitere Postionen die vorgestellt wurden, wie die Austattung der Hochbahnsteige mit Solarzellen und Dachbegrünung, merh Fahrradstellplätze auf der Limmerstraße und in den Seitenstraßen sowie die Abpollerung der Zuwege im östlichen Teil wurden im Gespräch berücksichtigt, aber nicht tiefer diskutiert.

Mut zur Veränderung

Vertreter*innen des Aktionsbündnisses gegen die Hochbahnsteige auf der Limmerstraße brachten in die Debatte ein, dass sie zwar nicht gegen behindertengerechte und barrierefreie ÖPNV-Anbindung seien, aber gegen die Hochbahnsteige. Von Seiten der Grünen ist der Wunsch des Bündnisses nach einer hochbahnsteigfreien Limmerstraße verständlich, da die Befürchtung besteht, dass die Umsetzung sowohl Anwohner*innen, Passant*innen als auch Geschäfte insbesondere während der Umbauzeit negativ beeinträchtigen könnte. Allerdings darf keinesfalls länger die notwendige Einrichtung von barrierefreier ÖPNV-Anbindung hinausgezögert werden. Wenn das Konzept klug umgesetzt und Bauarbeiten zügig durchgeführt werden, kann die Limmerstraße auf Dauer sogar von einer Erneuerung stark profitieren.

Durch eine klar geregelte Verkehrsführung über die Limmerstraße kann mehr Sicherheit im Straßenverkehr hergestellt werden. Ebenso von Vorteil ist, dass mehr Gelassenheit auch für mehr Attraktivität der Straße sorgt und den Stressfaktor bei allen Beteiligten senkt.

Die kommenden Veränderungen auf der Limmerstraße bieten Chancen für mehr Attraktivität, Sicherheit und Lebensqualität. Umso wichtiger ist es, gemeinsam zukunftsweisend zu denken und den Mut für Veränderungen aufzubringen. Bürger*innen müssen mitgenommen werden, damit die Verkehrswende auf der Limmerstraße ein Erfolgskonzept wird. Der Bau der Hochbahnsteige und die damit einhergehenden Veränderungen müssen nun zügig begonnen werden und die seit langem barrierefreie ÖPNV-Anbindung im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention in Linden Nord ist mehr als überfällig. Eine neu gestaltete Limmerstraße ist ein großer Gewinn für den Stadtteil und sollte in jedem Fall Mobilität für Alle mitdenken, was vor allem durch umweltfreundliche, platzsparende Verkehrsmittel erreicht wird.